Der Zlatorog Camping liegt unmittelbar am See Bohinj im Triglav Nationalpark.
Jetzt sehen wir bei Tageslicht, was es mit dem Triglav Nationalpark auf
sich hat: Grossartige Landschaft.
Im Bild links versucht der See sich wenig sichtbar zu machen, obschon
er 4,5 km lang ist (und fuer uns war er zum Baden zu kalt).
Durch das ganze Tal faehrt eine in den Anfaengen historische Eisenbahn,
zu deren Nutzung es dann doch wieder nicht reichte. Sowas bereut man leicht
so lange, bis man es probiert hat.
Egal wie, vorbei am touristisch reichlich okkupierten Bled und dem
riesigen Camping Sobec ran an das Slowenische Wahrzeichen: Den Triglav,
ein sagenumwobener Berg von 2864 m Hoehe, uebersetzt sich mit dem Dreigesichtigen.
Die Strassen sind kurvig ueber zig Kilometer und fuehren entlang Seen und
Bergen. Die Guzzi freut sich, wir mit ihr.
Umgeben von 2 1/2 -tausendern erklimmt die brave Bergziege die eindrucksvollen Anhoehen. Es waren Russische Kriegsgefangene, die diesen Pass Anfang des letzten Jahrhunderts bauen mussten. Daran erinnert eine kleine Holzkirche, die wir allerdings nicht besonders wuerdigten. Nun haben uns die Julischen Alpen verraten, wie sich echte Alpen nunmal anfuehlen: Eindrucksvoll.
Eine besondere Absurditaet erleben wir in Form von Hollaendern, die in voelliger Verkennung des Begriffes "Berg" ihre Wohn-Gespanne ueber den Vrsic Pass zerren. Derartiger Unfug ist schnell vergessen, als wir zum Gipfelfoto schreiten: Die stolze Heldin des erklommenen Berges vor dem einsam im kalten Wind frierenden Schild: Vrsic Pass, 1611 m. Man erahnt noch den Schnee, Schneeketten sind hier Anfang Juni noch Vorschrift!
Die steile Strasse hinunter endet jaeh im Gebiet des Soca Flusses. Liebliche Wiesen voller laendlicher Idylle umfangen uns, schoene Mopedstrassen lassen uns weiterrasen.
Eine ganz besondere Sehenswuerdigkeit besuchen wir in Kobarid:
Das 1. Weltkriegsmuseum von Kobarid. Unglaublich engagierte Ausstellungsmacher haben viele verschiedene Bilder des komplizierten, multinationalen, militaerischen Spektakels geschaffen, dass fuer hunderttausende ein grauenhafter Tod wurde. Dieses Massenschlachten war bis dahin beispiellos.
Das Museum ist mit vielen, hoechsten internationalen Preisen praemiert fuer seine grossartige, vielschichtige Darstellung. Persoenlich begruesst wurden wir gleich sehr freundlich aufgenommen.
Als Motorradfahrer wurde uns gleich angeboten, in einem separaten Raum
unsere Utensilien ablegen. Sichtlich erfreut ueber jeden interessierten
Gast, bekamen wir in bestem Englisch und Deutsch Teile der Geschichte persoenlich
erzaehlt. An dieses Museum werde ich mich immer gerne mit grossem Respekt
erinnern.
8.10 Zug Ljubljana - Berlin
ueber Celje nach Ptuj. Sonne, heiss und Regen.
Es ist Samstag und die Rueckreise steht unmittelbar bevor. Alles
was Zelt heisst, einpacken, bevor es heiss wird, den ganzen riesigen Berg
Geruempel bewaeltigen. Auschecken am Platz macht fast Spass. Der Hirni
an der Rezeption wollte uns vor ein paar Tagen ein wenig ueber den Tisch
ziehen. Haette er besser gelassen, jetzt fehlt ihm mehr an Einnahmen, als
er uns ueberzahlen lassen wollte. Keep in mind not to piss off my beloved
one and me, guys!
Rueckreisestress ist deprimierend und anstrengend, also wozu beeilen. Zu Hause erwartet mich doch eh' nichts als Arbeit. Die Liebste ist schon anderweitig in Ost-Deutschland unterwegs, also eine letzte Tour durch die naehere Gegend. Die Federung auf soziafrei stellen, braten fahren. Von Postoina ueber Planina aus nach Idrija, das ist es einfach. Fliegen lassen in den Kurven, Kurven, Kurven. Reifenkantengummi abrubbeln und die Stiefel ruinieren. Einfach nur geil, so fast ohne LKW und Business-Verkehr am heissen Samstag Mittag. Es ist so schwuel-heiss, dass die Wolkenbildung schon manschmal die Sonne verdeckt. Also doch nicht mehr in die kuehle, scheints saubere Idrija springen, Fluesse sind kalt bisweilen. Na, denn eben einen Palacinke (Palatschinken = Pfannkuchen) in einer Gostilna am Bergpass nach Ziri vertilgen. Klasse, Tolar sind aus. Aber die freundlichen Leute nehmen wie selbverstaendlich auch Euro, sogar zum besten Kurs.
Aufroedeln alleine klappt wider Erwarten gut, die Fahrt geht durch die
Nacht. Ach, was fuer ein gutes Gefuehl, denn das verhasste Oesterreich
hinter mir liegt.
Einen traurigen Hoehepunkt nimmt die Fahrt in ?Frassberg? bei Rosenheim.
Ein Verkehrsteilnehmer hat Mist gebaut und ein Motorradfahrer zaehlt
nun, so der Anschein, zu jaehrlich eintausend in Deutschland. Motorradfahrer
toeten nicht, sie werden getoetet. Er war dem Kennzeichen nach Einheimischer,
trotzdem kam mir der Gedanke, dass ein Transport auf dem Anhaenger oder
Autozug neben Komfort auch von der Sicherheit her Vorteile bietet.
Angekommen zu Hause. Alles heile.
Kartenmaterial:
Die Slowenische Karte des GZS Geodesic Institute of Slovenia 1:300.000
ist ohne Zweifel vorzuziehen. Von Deutschland aus habe ich verschiedene
Karten
verglichen und die Jugoslavija-Karte des oesterreichischen freytag&bernd
Verlages als Beste ausgewaehlt. Mag sie vielleicht eine der besten sein,
damit haben wir
einige schlechte Erfahrungen gemacht (nicht existierender Campingplatz,
fast alle Ortsnamen fehlen, Strassennummerierung und Signatur fehlerhaft).
Deshalb mein
Rat: Kaufe die GZS - Karte, wenn moeglich. Sie ist in Slowenien recht
gut zu bekommen (aber IMHO nicht in Deutschland).